Test: Vaude Power Ferret I

Vaude Power Ferret I

Das Vaude Power Ferret I ist bereits ein Auslaufmodell (meines Wissens hergestellt bis einschließlich 2009), aber noch vieler Orten zu erwerben und soll hier deswegen auch noch vorgestellt werden. Der Normalpreis liegt bei 349,95€, aktuell gibts des aber entsprechend günstiger.

Beim Power Ferret I handelt es sich um ein nicht ganz so klassisches Tunnelzelt, welches, auch wenn der Name anderes vermuten lässt, für zwei Personen ausreichend Platz bietet. Vaude hat hier ein ganz schön verspieltes Zelt in Anschlag gebracht, welches sich doch stark von der Masse abhebt – und das meine ich mit „nicht ganz so klassisch“. Was auffällt? Zuerst einmal der fette Packbeutel (ca. 53x22cm) mit Rollverschluss und das recht hohe Gewicht des Zeltes von 3750g (komplett mit allem).

Der Aufbau

Vaude liefert selbstredend alles zum Aufbau notwendige Zubehör inkl. ihrer sehr guten Standardheringe mit (Test der Originale/Alternativen hierzu). Die beiden gleichlangen Gestänge (Segmentlänge ca. 52cm) werden vorsichtig zusammengefügt, das Zelt am Boden ausgelegt und evtl. schon mit Heringen fixiert. Nun werden die Gestängebögen jeweils auf zwei Zapfen am Zelt gesteckt und mit Klippsen am Außenzelt befestigt. Dabei geht man von unten nach oben vor und hat ein klein wenig Arbeit, denn das Gestänge wird ordentlich unter Spannung gesetzt und es ist durchaus mit zunehmender Kraft verbunden die Klippse in Position zu drücken. Die Klippse an sich lassen sich zwar gut und leicht ans Gestänge klippsen, aber aufgrund der hohen Gestängespannung ist dies bei den letzten zwei Klippsen eben schwieriger. War das verständlich so? Na gut. Hat man es vorher noch nicht gemacht, kommen nun die Heringe in den Boden (Vaude empfiehlt auch diese Reihenfolge: Zuerst das Gestänge anklippsen, dann die Heringe in den Boden, was bei starkem Wind sehr lustig werden wird). Fangt an einer Zeltseite (oben oder unten) an und setzt hier zwei Heringe. Dann geht um das Zelt herum, zieht es außeinander, also in Gegenrichtung der schon gesetzten Heringe und setzt nun wieder zwei Heringe. Jetzt steht das Zelt und kann mit weiteren Heringen und Abspannleinen abgespannt werden.
10fach Bedaumte finden im Zeltsack eine bebilderte Aufbauanleitung, mit der der Aufbau gut gelingt.
Da die Klippse im Sturm offensichtlich abspringen könnten, wurden sie mit zusätzlichen Bügeln ausgestattet, die dies verhindern sollen. Die Bügel sind bereits an den Klippsen montiert und werden einfach drübergeschnippt. Die Konstruktion soll sehr sturmstabil sein, da die Klippse sich quasi gegenseitig sichern und das Gestänge stabilisieren. Einen Sturm hat es bei mir noch nicht erlebt, aber wenn man seitlich gegen das Gestänge drückt, merkt man ihm schon eine hohe sehr Steifigkeit an. Die Taktik scheint also aufzugehen, aber ein normaler, einseitig geschlossener Gestängekanal wäre auch nicht schlecht: der Aufbau geht dann wesentlich schneller. Aber dann wäre es halt kein Power Ferret.

Standard (naja, je nach Bauart halt) aber super ist natürlich das bereits eingehängte Innenzelt, welches dadurch beim Aufbau im Regen nicht nass werden sollte. Das Außenzelt lässt sich solo errichten (dazu das Innenzelt einfach aushängen), das Innenzelt kann jedoch nicht solo aufgebaut werden. Naja, mit etwas Gebastel (Verlängerung der Gummispanner am Innenzelt) könnte es gehen.
Von dem Krafteinsatz abgesehen, gestaltet sich der Aufbau sehr einfach. Ebenso leicht ist der Abbau. Einen Tick schwieriger, aber dennoch unproblematisch ist das Verpacken des Zeltes im Zeltsack. Das Zusammenlegen sollte schon mit einer gewissen Sorgfalt geschehen, will man das Zelt denn wieder problemlos in den Sack stecken.

Die Ausstattung

Bereits die Klippskonstruktion ist ungewöhnlich, die Farbgebung ebenso. Die Hauptfarbe ist grün, aber mit vielen roten Elementen abgesetzt. Das wirkt irgendwie ganz schön bunt…
Gelüftet wird über zwei komplett verschließbare Lüfter vorne und hinten im Außenzelt oben. Beide sind von innen bedienbar, der hintere ist aber nur etwas umständlich aus dem Innenzelt heraus zu erreichen. Wer mag, der kann auch über den Apsiseingang lüften. Sollte das noch nicht langen, so besitzt das Zelt ein nettes Gimmick. Links und rechts in der Apsis befinden sich große, von innen abdeckbare Moskitonetzfenster, die eine prima Lüftung garantieren. Permanent wird übrigens auch unter dem Außenzelt hindurch gelüftet. Das Power Ferret ist zwar bis knapp über den Boden geschnitten, aber seitlich der Apsis und seitlich am Fußraum hat sich Vaude eine Ventiliton einfallen lassen, die es schon ewig gibt: Das Außenzelt hat hier einen gewissen Abstand zum Boden. Dieser Bereich ist jedoch, und das ist die Innovation, mit einem robusten Moskitonetz versehen, welches Spritzwasser vom Regen und Mücken zurückhalten soll. Naja, irgendwie nett gedacht und auch gar nicht so schlecht, aber wenn ein Zelt dieses Merkmal nicht aufweißt, ist es mir auch wurscht.

Ein weiteres Ausstattungshighlight neben den chicen Apsisfenstern ist der sehr große, seitliche Eingang. Mit Trekkingstöcken udgl. kann man sich hier einfach ein kleines Sonnensegel basteln und die Natur mal etwas Sonnen- oder Regengeschützt genießen. Schade finde ich, dass dieser Eingang im Innenzelt nicht mit abdeckbarem, dunklem Moskitonetz ausgestattet ist (durch dunkles kann man besser schauen!). Das wäre zum Mückengeschützten Rausschauen nicht übel. Mositonetz gibt’s nur im oberen Teil und abdeckbar ist es nicht, dafür aber weiß.

Hier geht’s also nicht, dafür aber beim Apsisausgang. Zwischen windgeschützt und nur Moskitonetz kann man wählen, was natürlich nicht nur für eine schöne Sicht, sondern auch für eine gute Belüftung sorgt.
Zu erwähnen sind noch die Wäschleine oben im Innenzelt und verschiedene Taschen, die sind immer praktisch. Wenngleich die Heringe einen guten Eindruck hinterlassen und sich in der Praxis bei mir bewährt haben, sind die mitgelieferten Abspannleinen doch augenscheinlich von geringerer Qualität. Ich nutze sie als Leine, aber nicht zum Abspannen. Außerdem im Lieferumfang: eine Reparaturhülse fürs Gestänge.

Konstruktion

Das Außenzeltmaterial erscheint mir relativ einfach, aber sicher auch, weil ich hier silikonisiertes Nylon gewohnt bin. „75D Polyester 185T PU“ ist schon ein wenig schwerer und sperriger. Der Boden besteht aus „70D Polyamid 210T Premium PU coated“ mit einer Wassersäule von 10.000 mm. Das viele Klimmbimm macht viele Reißverschlüsse und (abgedichtete) Nähte nötig und braucht auch entsprechend viel Materialien. In Kombination mit dem Polyester Außenzelt bedeutet das eben das angesprochene hohe Gewicht und das eher dicke Packmaß. Beides disqualifiziert es für gewichtsbewusste Trekker mit kleineren Rucksäcken.
Die Abmessungen erscheinen mir höchst sinnvoll: die Liegelänge (alles Herstellerangaben) beträgt 220cm und langt für mich mit 182cm gut aus. Die Breite beträgt 100-125cm und reicht für zwei Schläfer ebenso locker. Die Apsis ist 70cm tief und wirkt sehr geräumig. Genügsame Zeitgenossen könnten durchaus drin sitzen, sogar zu zweit. Für zwei Rucksäcke oder Radgepäck ist Platz, aber mehr wäre natürlich immer gut. Klein ist das Zelt nicht, riesig aber auch nicht und dementsprechend ist das Gewicht dann doch eher hoch.
Die Apsisfenster sind eine schöne Sache, aber bei Regen kann sich doch Wasser zwischen dem Moskitonetz und der Abdeckung sammeln, was beim Abbau etwas unpraktisch sein dürfte. Ebenfalls unpraktisch sind die nicht verstellbaren Heringsschlaufen. Trifft man mit dem Hering auf einen Stein, wäre eine diesbezügliche Verstellmöglichkeit doch eine Ecke praktischer. Aber hier kann man sich auch ganz billig und ganz leicht eine eigene Verstellung bauen.
Gestrafft werden kann das Zelt (Außenzelt) nur über zwei Straffer am Fußende. Das hat so gepasst, aber an der Vorderseite hätte man ruhig auch welche anbringen können.

Die Praxis

Der Praxistest fällt hier erstmal mager aus, ausnahmsweise handelt es sich beim Power Ferret „Test“ mal um eine Produktvorstellung. Der Grund: wenn ich die vergangenen Wochen draußen war, geschah das mit meinem Nammatj, welches sich zu tode langweilen würde, würde ich es nur im Sommer mitnehmen. Bis dahin bleibt mir allerdings zu vermelden, ist das Power Ferret 1 beileibe kein schlechtes Zelt ist, aber eben nicht für jeden. Durch das große Packmaß und relativ hohe Gewicht eignet es sich gut für Radreisende, die ihr Zelt auf dem Träger tranportieren wollen, oder aber für die Autofraktion. Diese werden mit einem richtigen Komfortbunker mit ausgezeichneter und variabler Belüftung belohnt. Toll ist überhaupt die Ausstattung des Power Ferret: tolle Fenster und super Türen ermöglichen ein richtig gemütliches Camperleben. Dass das Zelt ganz simpel und auch schnell aufzubauen ist, ist hier ein weiterer Bonus.
Komfortorientierte Trekker würden zu zweit jeweils knapp 1900g tragen. Das geht noch, meine ich, aber wesentlich leichter geht’s eben auch.

Und mein Prädikat?

Empfehlenswert

In aller Kürze

+ prima Komfortbunker
+ praktische Eingänge
+ sehr gute Lüftung
+ zwei große Apsisfenster
+ gute Verarbeitung und Qualität

o sehr einfacher und schneller Aufbau, der allerdings etwas Kraft benötigt

– relativ hohes Gewicht
– recht großes Packmaß
– umständliche Konstruktion durch viele Details (viele Details erfordern viele Nähte…)

 

3 Gedanken zu „Test: Vaude Power Ferret I

  1. Eigentlich bin ganz schön zerrissen. Besitze Fjellheimenn 2 Camp, dolles Stück ABER das Modell hat keine Lüfter nur eggend was ganz kleines neben „Tür“. Jeden Morgen wiegt zehnfach soviel wie selber. Ersten Augenblick wollte Tarptend Cloudburst 2 kaufen aber
    In meinen Alter und unserem Geografischem Gradem das Gewicht Wunder ist etwas zu luftig.
    Dann blieb Salewa „Denali ll Tend“ oder Pinguin „Mercury 2P“. „Mercury“ ist besser wegen aussen Gestänge aber schwer mindestens für so kleines Zelt. „Denali“ ist eventuell letzte
    Versuchung wegen Preis.
    Da kommt Dein, auch kein Wunder , Gewicht, keine Frage aber gemütlich und Preis.
    Da hast Du die ganze Wahrheit.

    Mit freundlichen Gruss
    Michal

  2. Hallo!
    Komme gleich zu Sache. Wenn Du noch Interesse hast dein Zelt zur verkaufen dann los,
    ich bin bereit für oben genante Summe mit der Garantie das alles ist wirklich I.O.
    Sicherlich hast Du noch den Rachinnung.
    Mit freundlichen Gruss

    Michal H.

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