Test: Mountain Hardwear Fluid 48

Testbericht Leichtrucksack: Mountain Hardwear Fluid 48

Mit seinen 1250g ist der Mountain Hardwear Fluid 48 ein echtes Leichtgewicht unter den Rucksäcken. Natürlich ist UL (ultraleicht) nochmal ein anderes Kaliber, aber im Gegensatz zu den Rucksäcken von GoLite, Laufbursche und wie sie alle heißen, besitzt der Fluid nicht nur ein „echtes“ und recht potentes Tragesystem, sondern ist auch komplett ausgestattet.

Das Tragesystem

…besteht aus einem labberigen Hüftgurt, einem zentralen Alurohr und einer Wellkunststoffplatte. Auf den ersten Blick wirkt es nicht sonderlich leistungsfähig, aber das täuscht. Zuerst zum Hüftgurt. Dieser wird wie immer über einen Blitzverschluss geschlossen und kann dank der Umlenkung des Gurtes sehr stramm angezogen werden. Noch besser sitzt der Rucksack, wenn man hinter sich greift und die beiden herabhängenden Gurtbänder nach vorne zieht. Hiermit bewirkt man, dass der untere Bereich des Rucksacks noch etwas weiter komprimiert und satt an den Rücken gepresst wird. Er trägt sich dadurch etwas weniger flexibel, aber Lasten lassen sich so besser bewältigen. Prima Sache das.
Die nicht höhenverstellbaren Schultergurte sind recht komfortabel gepolstert und gut belüftet. Ärgerlich: bei mir rutscht der Brustgurt im Laufe der Zeit weiter nach oben. Nervig: die Lastkontrollriemen lockern sich bei mir schnell und ich muss sie nachziehen. Da werde ich wohl basteln müssen.
Die Polsterung des Rückens ist komfortabel, allerdings kann die obere Kante der unteren Polsterung leicht drücken. Durch das Zurechtbiegen des Alurohres kann man das sicherlich beheben – zumindest ich muss es aber nicht, denn auf meinem Rücken sitzt der Rucksack nahezu perfekt. Nicht ganz perfekt, aber doch gut oder sehr gut ist die Rückenbelüftung.

Ausstattung & Bedienung

Die Ausstattung unterscheidet sich meines Erachtens nicht wesentlich von den schwereren Vertretern seiner Art. Klar, man kann ohne Probleme Rucksäcke mit mehr Befestigungsmöglichkeiten, noch mehr Taschen, noch mehr Schlaufen finden. Für Trekkingtouren ohne großes Gepäck langt die Ausstattung aber allemal, zumindest mir. Außen habe ich eh nur Kleinigkeiten dran und drin: evtl. Trekkingstöcke, Karte, Müsliriegel, mehr eigentlich nicht – und das passt. Wasserflaschennutzer werden sich aber wohl über die kleinen Seitentaschen ärgern. Ist der Rucksack vollgepackt, passen eher keine Literflaschen mehr hinein.
Die über die sehr effektiven, seitlichen Kompressionsriemen verschließbare Frontflap ist ebenfalls nicht gerade riesig. Klein sind auch die auf den Hüftgurt aufgesetzten Netztaschen. Mein Nokia N73 passt rein, viel Luft bleibt dann aber nichtmehr. Zwei zumindest relativ geräumige Taschen findet man im höhenverstellbaren und einfach abzunehmendem Deckel. Apropo: Nimmt man diesen ab, so lässt sich der Rucksack noch immer sauber über ein angenähtes Dreieck verschließen. Ganze nette Methode zur Gewichtsersparnis von 121g.
Besonders aufgefallen sind mir vor allem folgende Punkte…

Weniger gut:
– Die Öffnung des Schlafsackfachs in Bodennähe ist, entgegen der Herstellerangabe, relativ klein geraten. Nunjanaklar, Taschen und Öffnungen schrumpfen halt mit der Rucksackgröße.
– Die Entfernung der Abtrennung zwischen Haupt- und Schlasackfach ist umständlich.
– Manch einer wird sich wohl an der zentralen Schließe des Deckels stören. Beliebter sind zwei derselben.

Gut:
+ Der Rucksack besitzt (natürlich) eine Vorbereitung für ein Trinksystem (getestet mit einer 3 Liter Platypus Big Zip SL). Dieses ist von außen zugänglich und in der Theorie damit insgesamt einfach und schnell zu bedienen. In der Praxis wühlt man aber doch wieder im Rucksack herum, um eine (wieder) aufgefüllte Trinkblase darin zu verstauen.
+ Sehr löblich: auf der Halterung für die Trinkblase sind „leave no traces“ Verhaltenshinweise (lnt.org) gut sichtbar aufgedruckt.
Sehr schön sind die Schnurverzurrdinger oben am Packsack, um ihn zu schließen. Ein Zug an der roten Schlaufe, so schließt sich, ein Zug an der gelben, so öffnet sich das Hauptfach.

Trageeigenschaften

Nun kommen wir aber mal endlich zum wichtigsten Punkt. Wie trägt sich das Ding denn überhaupt?
Das ist so leicht nun nicht zu beantworten, denn erst mal muss einem der Rucksack ja überhaupt gut passen. Eine Möglichkeit die Schulterträger oder gar den Hüftgurt zu verstellen und auf die jeweilige Körptergröße anzupassen, gibt es nicht. Ich habe allerdings das Glück, bei mir sitzt er in Größe M/L wie angegossen.
…vornweg muss auch noch gesagt werden, dass es sich bei diesem sehr leichten Rucksack eben um einen sehr leichten Rucksack handelt. Fette, dick gepolsterte Gurte und Träger gibt es nicht. Kurz, man darf von ihm natürlich nicht die Lastübertragung oder den Komfort eines Gregory Palisade erwarten. Wozu auch? Schließlich ist der Fluid mit seinen 48 Litern vor allem für Leichtwanderer und Kurztourer interessant. Manch ein(e) Zelt/Isomatte/Schlafsack nimmt schon allein den halben Rucksack für sich ein. Auf meiner ersten Tour mit diesem schönen Teil ging es drei Tage lang durch den Soonwald bei Bingen. Die größten Gegenstände waren mein Mountain Equipment Helium 250, mein Vaude Deneb und die… Trinkblase. Nach dem ersten Abendessen konnte ich sogar die Volumenerweiterung völlig ungenutzt lassen.
Gewichtsmäßig lag ich (der Rucksack mit Inhalt) bei rund 16Kg, weil ich noch einige Lebensmittel zu einer Mitreisenden transportieren musste. Am Ende bin ich wohl mit so 13Kg unterwegs gewesen (ca. 9Kg ohne Lebensmittel/Wasser). Das Gewicht hat der Rucksack gaanz locker gebuckelt und auch die 16Kg erschienen mir so problematisch nicht zu sein. Auch nach den (bislang nur) drei Tagen hatte ich noch richtig Spaß dran den Rucksack durch die Gegend zu tragen. Unangenehm ist er nicht geworden. Prima, der wichtigste Punkt ist erfüllt.

Fazit

1250 Gramm Rucksack (minus 121g, lässt man den Deckel weg) sind nicht gerade viel. Dennoch glänzt der Fluid 48 mit einer sehr ordentlichen und für meine Bedürfnisse kompletten Ausstattung. Das Tragesystem erscheint mir für die Rucksackgröße perfekt. Kleine Kritikpunkte gibt es zwar, aber nur einen, der mich wirklich genervt hat: die sich lösenden Lastkontrollriemen. Habe ich mir eine befriedigende Lösung dafür einfallen lassen, berichte ich drüber. …mir schwebt da schon so was vor 😉

Und mein Prädikat?

Sehr empfehlenswert mit einem fetten Minus für die durchrutschenden Lastkontrollriemen

3 Gedanken zu „Test: Mountain Hardwear Fluid 48

  1. Hallo,
    das Problem mit den Lastkontrollriemen habe ich auch und es nervt ungeheuer. Welche Lösung hast du dafür gefunden? Ich bin kurz davor, das Bandmaterial abzuschneiden und ein raueres dranzunähen.

    Gruß, Max

    • Du, ich hab mir das damals ganz einfach gemacht und Karabiner zwischen den D-Ringen der Schulterträger und den Lastkontrollriemen angebracht. Die perfekte Lösung ist das sicher nicht, aber es hat ganz gut funktioniert.

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