Test: Mountain Hardwear Supermega UL 2

Mountain Hardwear Supermega UL 2 - DSC01068Ultraleichtes Sommerzelt mit schönen Details und mickrigem Packmaß

Bitte? Nein, der Ultraleichtvirus hat mich nicht injiziert. Weder durchbohre ich mein Essbesteck, noch ziehe ich meiner Zahnbürste jede zweite Borste, um auch das letzte Gramm Gewicht zu sparen. Aber dennoch üben leichte Ausrüstungsgegenstände einen großen Reiz auf mich aus. Begonnen hat alles mit dem Kauf der NeoAir und noch immer bin ich verblüfft, wie leicht hochfunktionale Ausrüstung sein kann und welch kleines Packmaß möglich ist. Seitdem sind ein paar Jahre vergangen und seit neuestem komme ich bei den großen drei, also Zelt, Schlafsack und Isomatte auf das Gewicht, das damals bereits mein Schlafsack allein auf die Waage brachte: grobe 1900g. Nach der NeoAir mit ihren 410g und meinem Cumulus Quilt 150 mit etwa 380g, habe ich nun auch beim Zelt ordentlich abgespeckt und in das Mountain Hardwear Supermega UL 2 investiert. Eine gute Wahl? Das wird dieser Test klären.

Für unsere diesjährige Tour durch die Pyrenäen wollte ich gern mal wieder ein neues Zelt ausprobieren. Auf meiner Wunschliste ganz oben stand das geringe Gewicht noch vor „selbststehend“ und „geräumig“. Große Moskitonetzflächen und der Aufbau „Innenzelt zuerst“ waren ebenfalls auf der Liste zu finden. Eigentlich ist es nicht schwer ein Zelt mit diesen Eigenschaften aufzuspüren, ich denke da an das MSR HubbaHubba oder verschiedene Marmots. Mit dem geringen Gewicht meinte ich aber wirklich ein sehr, sehr geringes Gewicht – so um die 1000g herum. Lange Rede, kurzer Sinn, das Mountain Hardwear Supermega UL 2 konnte die gewünschten Eigenschaften am besten vereinen:

Magda und das MH im Größenvergleich.

Magda und das MH im Größenvergleich.

Details, Eigenschaften & Aufbau

Das Superduperhyperultramegadonnerwetterleicht 2 ist mit seinen nachgewogenen 1064g (komplett, aber ohne Heringe) als selbttragendes Zelt entwickelt. Selbsttragend bedeutet, dass das Zelt theoretisch ohne Hering auskommen kann – aber nicht sollte. Bis das Zelt richtig steht, geht es recht rasch. Einfach das Innenzelt (IZ) ausbreiten und mit den Heringen am Boden fixieren (die Heringe müssen nicht jetzt schon, der Aufbau ist dann aber vor allem im Wind einfacher). Das vorsichtig zusammengesetzte Gestänge wird in die passenden Eckösen gesteckt, wobei es auf die Ober- und Unterseite eines Befestigungselements für das IZ zu achten gilt. Von diesem Element aus beginnen wird das IZ eingehängt. Bei Bedarf wird noch das Außenzelt (AZ) drübergeschlagen und einfach aber elegant über Knubbel und Ösen mit dem Innenzelt verbunden und komplett abgespannt. Meistens kann das AZ über Klettverschlüsse am Gestänge verbunden werden, das sorgt für größere Stabilität, beim Liebegütewieleicht 2 ist das hingegen nicht vorgesehen. Interessant: Etwa mittig zwischen Kopf- und Fußseite ist in Bodennähe am IZ eine Schlaufe angebracht. Das AZ kann hier mit dem IZ verbunden und mittels Hering abgespannt werden. Das sorgt für mehr Platz im Innenraum.

Platz?

Seitlich unterhalb des Außenzeltes ist ein wenig Ausrüstung recht Regengeschützt.

Seitlich unterhalb des Außenzeltes ist ein wenig Ausrüstung recht Regengeschützt.

Nun, wirklich Platz hat der geneigte Schläfer kaum, zumindest nicht wenn man den Namenszusatz „2“ ernst nimmt. Zwei Personen passen liegend rein, müssen aber schon eine gehörige Affinität zueinander haben. Gemeinsames im Zelt sitzen, gleichzeitiges Umziehen oder ähnliches, scheiden praktisch aus. Die Liegelänge ist knapp bemessen, meine 183cm sind fast schon grenzwertig. Die Apsis ist noch knapper bemessen und mit dem Gepäck von zweien kräftig überfordert. Solo hat man noch immer kein gutes Raumgefühl im Zelt der Superlative, aber genügend Platz für sich und das Gepäck. Aber auch dann macht einem die vollgestopfte Apsis den Ein- und Ausstieg durch die eine Zelttür nicht leicht, irgendwie ist stets was im Weg. Die Schlaufe im Himmel und die beiden Taschen helfen da kaum weiter. Irgendwie haben wir es aber dennoch jeden Abend geschafft unsere Sachen zu verstauen. Die Rucksäcke (50 und 60 Liter) lagen aufeinander, Schuhe standen daneben, der Rest hat sich dann mehr oder weniger noch um und auf den Rucksäcken gestapelt. Seitlich am Zelt überlappt das AZ das IZ (wenn dort abgespannt). Hier kann man zur Not die Stiefel oder anderen Kleinkram unterbringen.
Ist einem das Wetter freundlich gesonnen und bleibt man vom Regen verschont, mag der Platz noch ausreichen. Bei Regen hätte ich jedoch ordentlich geflucht: Kaum Platz, um halbwegs gescheit aus den Regensachen rauszukommen, kein Platz zum Trocknen der Sachen, beengter Raum zum Abwettern…

Materialien

Dem, der solch supermegaultraleichten Materialien noch nicht in der Hand hatte, werden beim Anblick und Anfassen des Zeltes sicher die Augen aus den Höhlen treten. Ein 10D Nylon am Außenzelt und ein 30D Nylon am Innenzelt stellen schon eine kleine Belastung für den Besitzer dar: Hält das Material auch unvorsichtiger Bedienung und übleren Bedingungen stand? Schließlich sind nur Gewicht, Packmaß und Platzangebot ultralight am Zelt, nicht hingegen der Preis von runden 400€. Wer den Preis happig findet, der werfe mal ein Blick auf das zugehörige Footprint – 75€ sind hierfür extra zu berappen. Ein sehr stolzer Preis für grob gerechnet 2m² Stoff mit vier Schlaufen. Ich habs mir selbstgenäht – nicht schön, aber es funktioniert – und 65€ gespart.
Nach (nur) zwei Wochen täglichem Auf- und Abbau zeigt das Zelt keinerlei Verscheiß, schaut noch aus wie neu. Wir hatten Wind von gutmütigen 40Km/h und das Zelt stand wie eine eins… als ich es denn mal mit dem Hintern in den Wind gedreht hatte. Vorher wurde es seitlich angepustet, was den Stoff gut eindrückte und das Zelt innen noch kleiner werden ließ. Zudem schauen die mittig angebrachten, seitlichen Heringsschlaufen labil aus und mit Hilfe der Drehung wollte ich sie entlasten. Auch wenn die labil wirkende Optik nichts heißen muss, mir war das lieber so.

Mein Cumulus Quilt 150 trocknet auf dem MH.

Mein Cumulus Quilt 150 trocknet auf dem MH.

Das Außenzelt besitzt mit 800-1200mm eine sehr geringe Wassersäule, was manch potentiellen Käufer abschrecken mag – schließlich gilt ein AZ erst ab 1500mm als wasserdicht. Mit mehr als nur tropfendem Regen musste sich das Zelt noch nicht herumschlagen, aber dennoch gehe ich einfach mal ganz optimistisch davon aus, das MH ein positiv getestetes Produkt auf den Markt gebracht hat. Positiv ist anzumerken, dass die Firststange über den Eingang hinaus in die Apsis ragt und das IZ so vor Regen zu schützen vermag.

Fazit

Viel Platz wird man im Mountain Hardwear Supermega UL 2 nicht finden. Wer solchen sucht, suche woanders. Hingegen erhält man beim Kauf ein extrem leichtes, freistehendes Sommerzelt, welches nur eine kleine Stellfläche benötigt, aber keine ausgeprägten Allroundeigenschaften bietet. Bei stabilem Wetter ist es ein klasse Begleiter für Solotouren oder zwei Genügsame, der den Rücken kaum belastet und im Rucksack kaum Platz wegnimmt.
Im Winter ist es völlig fehl am Platz und auch bei Wind und Wetter keine sonderliche Empfehlung wert. Ein Allrounder? Sicherlich nicht. Vielmehr ist das Mountain Hardwear Supermega UL 2 ein tolles Zelt für ein spezielles Einsatzgebiet: den Sommer… und einen möglichst trockenen noch dazu. Nur hierfür gebe ich…

Und mein Prädikat?

Sehr empfehlenswert

Weiterführende Infos

Hersteller

Test von Outdoorgearlab

Ein Aufbauvideo schaut ihr im Folgenden:

3 Gedanken zu „Test: Mountain Hardwear Supermega UL 2

  1. Pingback: Trekkingtour durch die Pyrenäen auf dem GR 11 - Rad und Fuß

    • Warum sollte denn das passieren?! In nahezu allen Fällen sind scheinbare Undichtigkeiten auf Kondenswasserbildung zurückzuführen. In Wirklichkeit wird Kondenswasser von prasselndem Regen losgeschlagen und befeuchten dann den Schläfer.

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