Test: MSR Reactor 1,7 Liter

MSR Reactor - DSC01712Rakete gefällig? Neben dem MSR Reactor wirkt manch anderer Kocher wie eine Schneekanone…

Auf dem Lykischen Weg, unserer letzten größeren Trekkingtour, haben wir mit dem Esbit CS985HA (mein Test) ein Spirituskochset dabeigehabt, getestet und für uns als nicht passend befunden. Vor allem waren uns die Kochzeiten mit Spiritus als Brennstoff zu lang. Dieses Jahr nun das völlige Gegenteil: auf unserer Pyrenäentour konnten wir den MSR Reactor ausgiebig ausprobieren. Aus Erzählungen und Erfahrungsberichten wussten wir, dass wirkliches Kochen mit dem Reactor schwer möglich ist, er hat einfach zu viel Power und lässt sich kaum sinnvoll regulieren. Eigentlich ein riesiger Nachteil, der aber keine Rolle mehr spielt, wenn man ihn nur zum Schneeschmelzen und Wasserkochen nutzt. Ersteres war in den sommerlichen Pyrenäen nicht nötig und da wir komplett mit Fertigfutter von Trek’n’eat ausgestattet waren und ansonsten massig Kaffee tranken, war nur letzteres von Interesse.

Power

Outdoortrends lieferte uns den Reactor, wie gewohnt, rasend schnell und er leistete uns auf einer kleinen Radtour durch Nordhessen erste Dienste. Beeindruckt war ich bereits beim ersten Entzünden. Der Brenner besitzt hierfür zwei vorgesehene Positionen, Gas an, an einer von beiden entzünden… whuuusch! Etwas erschrocken zuckte ich mit meinem Arm zurück, die abgestrahlte Hitze war doch sehr gut zu spüren. Natürlich habe ich schon vorher gehört, wie schnell der Reactor Wasser zum Kochen bringt. Wenn man das aber mit eigenen Augen sieht, ist es sehr verblüffend. Man muss sich richtiggehend auf die geringe Kochzeit einstellen. Wasser kochen und nebenbei Zelt aufbauen? Je nach Temperatur und Kocher ist das durchaus praktisch. Beim Reactor bereite ich mir nach dem Entflammen meinen (Instant-)Kaffee zu, bin ich damit fertig, kann ich auch praktisch schon das Wasser in die Tasse füllen. Sehr schön: der Reactor wird ohne Windschutz betrieben, die Kochzeit verlängert sich auch im Wind nur geringfügig.

Zutaten

Von den drei verfügbaren Topfgrößen des Reactors entschieden wir uns für die mittlere (1,7L; alternativ auch 1,0 und 2,5). Für zwei Reisende finde ich die Größe optimal. Die Topfgröße sollte man sich beim Setkauf allerdings gut überlegen, denn nachgekaufte Töpfe kosten mit gerundeten 70, 80 und 100€ (aufsteigend nach Größe) eine ganze Stange Geld. Wenngleich sie beispielsweise mit ihrem Wärmetauscher am Boden aufwendiger produziert sind, erscheint mir das doch reichlich happig. Aber schließlich passen nur diese drei auf einen Reactor und so ist man auf den Kauf der Originale angewiesen. Passen ist übrigens ganz ernst gemeint, die Töpfe sind gegen ein verrutschen auf dem Brenner gesichert – sofern man nicht zu rüde mit ihnen umgeht. Auch sonst sind sie genau so entworfen, wie ich mir gute Töpfe vorstelle. Wichtig ist mir u.a. eine harte Anodisierung, die im Gegensatz zu einer Antihaftbeschichtung sehr robust ist und ebenfalls über eine leichte Antihaftwirkung verfügt, die jedoch nicht mit ersterer zu vergleichen ist. Der solide Griff ist fest montiert und lässt sich bei Nichtgebrauch über den Deckel klappen, womit er diesen gleichzeitig festhält. Praktisch ist der transparente Deckel mit seinen Ausgießlöchern und dem durchlöcherten Gummigriff in der Mitte (Loch ist verschließbar). Wofür er ein Loch hat? Nun, MSR war so nett eine Kaffeepresse für den Reactor zu entwickeln und der Drücker wird durch eben dieses Loch gesteckt. Funktionieren tut das sehr gut, wir haben uns zwei Wochen lang frischen Kaffee kochen können.

Verbrauch

Vor unserer Tour war die große Frage, wie viel Gas wir wohl benötigen werden. Zu zweit waren wir zwei Wochen lang unterwegs, wobei wir an vielleicht 10 oder 11 Tagen ca. 3 Liter/Tag kochten. Zwei mittlere Kartuschen und eine kleine als Notreserve packten wir ein… und machten nicht einmal die erste völlig leer, nutzten so ca. 200g Gas. Mag sein, dass der Reactor pro Zeit mehr Gas als ein gewöhnlicher Kocher verbraucht, aber da die Kochzeiten nun einmal extrem kurz sind, ist auch der Verbrauch gering, sofern man ihn eben nur als Wasserkocher einsetzt und keine Kochorgien veranstaltet.

Hinweise

Zur Nutzung empfiehlt sich ein Kartuschenfuß, der den Stand des Kochsystems wesentlich erhöht, vor allem wenn man auf eine kleine Kartusche mit einem geringeren Durchmesser zurückgreift. Bei Nichtnutzung verschwinden der Brenner und eine kleine oder mittlere Gaskartusche platzsparend und klappergedämpft im Topf (MSR liefert dazu einen kleinen Lappen mit).

Fazit

Extrem geringe Kochzeit, sehr niedriger Verbrauch, erstklassige Funktion… eigentlich ein richtiger Traumkocher, oder? Das muss ich relativieren. Ein Traum ist er für (fast) all jene, die ihn als schlichten Wasserkocher nutzen. Wer aber wirklich kochen mag, ist mit einem gut zu regulierenden Gaskocher besser bedient. Hier geht meine Empfehlung an den Optimus Vega, welchen ich in Kürze vorstellen werde. Als Wasser- und wohl auch Nudelkocher, ist der MSR Reactor…

Und mein Prädikat?

Sehr empfehlenswert

Ein Gedanke zu „Test: MSR Reactor 1,7 Liter

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