Test: Primus EtaPower EF Trail

Primus EtaPower EF Trail

Brauche ich das überhaupt?

Ein Trangia mit dem Edelrid Hexon, ein Esbit Spirituskocher und auch ein Markill Peak Ignition zählen zu meiner Kocherflotte, die sich in letzter Zeit ohnehin etwas verkleinert hat. Hinzu gesellen sich noch 4 verschiedene Titantöpfe von Evernew. Das sollte zum Kochen unterwegs doch nun wirklich reichen. Tut es auch, aber in den Hot Offers von Globi gibt es aktuell den Primus Eta Trail für schlappe 54,95€ zu kaufen und das liegt nunmal locker 50% unter der UVP des Herstellers. Und ich wusste genau: wenn ich ihn mir nicht gönne, werde ich das die kommenden Wochen bereuen. Also wurde er heute geliefert und bevor ich mit ihm zukünftig durch die Gegend reise, werde ich ihn euch heute erstmal vorstellen.

Kocher gibt es ja inzwischen fast wie Sand am Meer. Logischerweise greift ein jedes System auf einen oder mehrere Brennstoffe zurück (Gas, Benzin, Spiritus, Holz…) und jedes System hat seine Vor-, aber auch seine Nachteile. Nach wie vor sehr beliebt sind Gaskocher. Sie sind meist günstig, einfach in der Handhabung, die Verbrennung ist sehr sauber und sie leisten viel bei recht geringer Lautstärke. Leichte Kocher wiegen keine 100g. Nachteilig ist der hohe Preis der Gaskartuschen und die Abfallproblematik bei den diesen. Die Kocher werden meistens direkt auf die Gaskartusche geschraubt, was eine eher wackelige Angelegenheit sein kann (Abhilfe schaffen hier spezielle Dreibeine, die unter die Kartuschen gesteckt werden). Obendrauf kommt direkt der Topf. Klar, weiß wohl jeder.
Seit einiger Zeit haben die Kocherhersteller Kochsysteme für sich entdeckt und mittlerweile gibt es auch hier eine große Auswahl… Der Primus Eta Trail ist ein solches System. Hat man früher den Kocher, die Töpfe und eventeuelles Zubehör einzeln gekauft, gibt es sie nun als komplettes und mehr oder weniger durchdachtes und aufeinander abgestimmte Set. Eines der Ziele eines solchen Systems ist die Brennstoffeinsparung durch einen effektiven Windschutz und, in diesem Fall, einen Wärmetauscher am Topfboden. Ein guter Teil der erzeugten Hitze verpufft am Topf vorbei und zischt ab in die umgebende Luft. Ein Wärmetauscher versucht den Wirkungsgrad des Systems zur erhöhen und die sonst verpuffende Hitze besser an den Topf weiterzugeben.

Lieferumfang

In dem Set des Primus Eta Trail enthalten ist alles (von den Verbrauchsmaterialien mal abgesehen), was man zum Kochen einfacher Gerichte benötigt.
Fußteil (Ständer mit Piezozündung) 110g
Windschutz 120g
Kocher 162g
Topf (1,7L, effektiv ca. 1,4L) 219g
Deckel 87g
Griff 46g
Kratzschutz 16g
Transportbeutel 16g
Insgesamt kommt man also auf 766g, was schon gar nicht mal so wenig ist. Ein einfacher Gaskocher mit Topf bringt es auf überschlagene 250g. Warum sollte man bei diesem Gewichtsnachteil aber einen Systemkocher nutzen? Sollte man nicht unbedingt, kann man aber. Einen ordentlichen Windschutz kann man auch bei „normalen“ Gaskochern verwenden und ein Topf mit Wärmetauscher kann ebenso passen (die Wärmetauscher passen aber nicht auf jeden Kocher –> ausprobieren). Und die hohe Standfestigkeit? Es gibt auch herrkömmliche Gaskocher, die direkt auf dem Boden stehend betrieben werden, aber dann auch nicht mehr so leicht sind. Gas erhält der Kocher dann via Schlauch von der danebenstehenden Kartusche.

Entsprechend also, so scheint es mir, ist die Anschaffung eines Kochersystems nicht unbedingt nötig, aber je nach Ausführung doch sehr zusammen passend und praktisch und in meinem Fall auch sehr günstig! Ich meine hey, sucht doch mal einen günstigen Topf mit Wärmetauscher. Der des EtaPowers (dieser hier) kostet allein rund 35€ – und günstigere fallen zumindest mir gerade nicht ein. Teurere schon.

Erste Tastversuche

Packt man den Kocher aus, so wird einem gleich ein weiterer Vorteil eines Kochersystems deutlich: es passt alles gut zusammen und ineinander (sollte es zumindest). Im Topf befindet sich der ganze Kleinkram… also Kocher & Griff. Vor diesen beiden schützt ihn ein kräftiger Lappen. Das ist notwendig, da der Topf antihaftbeschichtet ist und diese ist gegen mechanischen Abrieb nunmal relativ empfindlich. Die Griffzange macht erstmal einen guten Eindruck. Durch zwei Gumminoppen am Greifer (ich hoffe, sie halten lange) schützt sie die Beschichtung des Topfes und die Hände durch den überall abgerundeten Griff. Der Gasbrenner besitzt eine Vorheizschlange und ich freue mich schon auf seine erste Inbetriebnahme – er macht „so“ erstmal einen guten Eindruck auf mich. Wie das gesamte Set.
Der Topf ist… nun ja, ein Topf halt. Der Wärmetauscher ist natürlich super und super ist ebenfalls die recht fein eingeteilte (auf 200ml genaue) Volumenprägung, die man außen und innen erkennen kann. Eine Antihaftbeschichtung ist nicht jedermanns Sache. Klar, solange sie neu ist, ist sie super! Aber man kann den Topf unterwegs nicht mal grob mit Sand oder dergleichen reinigen, außer man möchte die Beschichtung gern schädigen oder zerstören. Der Deckel erscheint mir mit knapp 90 Gramm etwas schwer geraten. Hätte man ihn nicht dünner oder aus einem guten Kunststoff arbeiten können? Der Windschutz nun und das Fußteil wirken solide und sind sehr standsfest und gut gearbeitet. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der herausstehende Piezozünder, auf ihn sollte man etwas aufpassen, damit er nicht bald das Zeitliche segnet. Aber selbst im Falle eines Defekts ist der Kocher natürlich betriebsbereit, man benötigt dann nur eine andere Zündquelle.

Bedienung

Hat man nun alle Teile vor sich liegen, wird zuerst der Kocher in das Fußteil eingesteckt. Das ist ganz banal und ich werde es mittels der Bilder erklären. Bevor nun die Topfstützen ausgeklappt werden, wird der Windschutz auf das Fußteil aufgesetzt und mit einem ganz kleinen Dreh festgeklemmt. Hierbei sollte man darauf achten, dass der Windschutz nicht auf den Nieten des Fußteils aufliegt, sonst klappt des alles nicht so… Jetzt werden die Topfstützen ausgeklappt, die Gaskartusche angeschlossen (bitte unbedingt die Anleitung der jeweiligen Hersteller beachten!) und es kann mit dem Kochen begonnen werden. Ein Feuerzeug kann daheim bleiben, der Brenner, bzw. das Fußteil, besitzt eine Piezozündung. Zusammengebaut ist das System sehr schnell und einfach, das Außeinanderbauen geht ebenso schnell… nur eben andersherum.
Ein selbstverständlicher Tipp: nutzt zum Umrühren im Topf ein nicht kratzendes Material (Kunststoff, Holz, Silikon…), um die Beschichtung zu schonen!

Na, bislang klingt das doch alles ziemlich gut, oder? Gibt es denn auch Schattenseiten? Klaro, die gibt es, aber dafür hohle ich etwas aus. Das Fußteil passt, wenn man den Primuslappen nutzt, hervorragend passgenau in den Topf hinein, da klappert nichts! Als nächstes legt man Kocher und Griffzange dazu und für beide gibt es keinen Extrabeutel mehr. Zumindest Radler sollten beides nochmals in ein Tuch oder dergleichen einwickeln, da es ansonsten wild durcheinander geworfen und klappern und vielleicht auch die ungeschützten Teile der Beschichtung beschädigen würde. Nun ist im Topf für Spüli & Besteck noch genügend Platz. Ein Light my fire Spork passt perfekt hinein. Zum endgütligen Verpacken kommt nun noch der Deckel drauf und das gesamte System wird nun in den Windschutz gestellt. Dieser, und das finde ich weniger schön, erscheint nun als ein Fremdkörper und ist viel größer, als der eigentlich Topf. Da größere Töpfe verfügbar sind, ist es wohl diesem Umstand geschuldet und eher praktisch zu nennen, aber wäre das Packmaß kleiner, würde es mir doch besser gefallen.

Primus vs. Trangia

Schattenseite? Na, das war wohl etwas übertrieben und ich möchte es doch lieber einfach nur „unschön“ nennen.
Unschön ist noch etwas, nämlich das Gewicht des Gesamtsystems. Das liegt immerhin bei nachgewogenen 770g. Hmm, für ein Kochsystem scheint das nun wirklich nicht viel zu sein, vergleichbare Systeme, ich denke da vor allem an den Trangia und diverse Nachbauten, wiegen z.T. Wesentlich mehr. Dennoch habe ich es so im Gefühl, dass man dieses System noch ganz ordentlich tunen könnte.
…ein paar Minuten später: Auf meiner Waage liegt nun der 25er Trangia mit oberem und unterem Windschutz (UL), dem 1,75er Topf (HA), Deckel (nicht: Pfanne), Griff und dem Primus Gaskocher aus dem getesteten Eta-Set (der Primus Gaskocher für den Trangia wiegt ähnlich viel). Zusammen komme ich auf 740g und liege bei gleichem Umfang wie beim getesteten System auf fast dem gleichen Gewicht. Eeh, ihr Primusse… da muss doch noch was zu machen sein?!

Wo ich grad schonmal beim Vergleichen bin. Der Trangia hat dem Primus eine höhere… oder sagen wir praktischere Variabilität voraus. Man kann nicht nur aus verschiedenen Töpfen wählen (Ultralight-Alu, HA-Alu und antihaftbeschichtetes Alu), es gibt mit einem Wasserkessel (wer ihn auch immer brauchen mag), dem Trangia-Schneidebrett etc. auch mehr oder weniger sinnvolles Zubehör, welches man, und das meine ich mit der praktischeren Variabilität, gleich im Set verstauen kann. Schließlich kann man auch zwischen verschiedenen Kochervarianten wählen. Standard ist der Spirituskocher, darüberhinaus kann man ihn auch noch mit Gas betreiben oder mit einem Mutlifuelkocher. Der Gaskocher ist zwar nicht schlecht, aber mit 60€ doch auch weit überteuert. Auch der Mutlifuel ist preislich nicht von schlechten Eltern und schlägt mit bald 180€ gegen das eigene Konto. Batsch. Alternativ kann man sich den hervorragenden Edelrid Hexon zusammen mit dem Tradapter kaufen und einiges an Geld gegenüber dem Original sparen. Der Eta Trail lässt sich nur mit dem Gaskocher betreiben. Entweder das passt einem oder eben nicht. Mit Auf- oder Umrüsten schaut es schlecht aus. Aber auch der Eta Trail hat so seine Vorteile, denn im Gegensatz zum Trangia bindet er einen nicht unbedingt an eine maximale Topfgröße. Beim Trangia steht der Topf im oberen Windschutz und muss entsprechend kleiner sein als dieser. Beim Eta lässt man den Windschutz einfach weg und packt ruhig breitere (größere) Töpfe oder Pfannen drauf. Und ganz nebenbei und nicht zu vergessen, die Verarbeitung des Primus ist wesentlich besser, als bei Trangia.

Ach, eigentlich wollte ich hier doch gar keinen Vergleich starten, aber er drängt sich mir einfach auf. Der Trangia hat unbestrittene Vorteile, der Eta Trail hat sie aber auch.

Ultraleichtfreunde werde mit dem Eta Trail vielleicht nicht unbedingt glücklich werden, denn bevor man via Wärmetauscher und Windschutz +/- 500g Brennstoff einspart (die Differenz von leichten Teilen zu diesem), muss man schon einiges verfeuern. Ob der Kocher etwas für wahre Gourmets ist? Die müssten dann aber evtl. noch einen weiteren Topf oder auch eine Pfanne dazukaufen und (eventuell) separat transportieren. Dafür ist der Trail extrem standfest und komfortabel und mit einem extrem feinen und gut zu regulierenden Gasbrenner ausgestattet.

Zuletzt, der Preis: 54,95€ sind ein schier unglaubliches Schnäppchen! Von den angegebenen Fehlern in der Eloxierung habe ich nichts gemerkt – und selbst wenn: wurscht! Allein der Trangia Gaskocher kostet schon mehr als hier das gesamte Set (im Angebot). Und wenn man einen kompletten Trangia mit Gaskocher kauft, so kommt man auch mal locker auf 130€.

Insgesamt erhält man mit dem Eta Trail ein Kochsystem ohne wirkliche Schwächen – außer, dass man zum Kochen (erstmal) nur eins hat: genau einen Topf.

Und meine Empfehlung?

Sehr empfehlenswert

Die nächste Zeit gehts hoffentlich wieder raus, raus raus! Der Eta Trail kommt dann mit und die Ergebnisse aus der Praxis werde ich wie gewohnt veröffentlichen.

8 Gedanken zu „Test: Primus EtaPower EF Trail

  1. Moin, ich habe das Set damals auch gekauft aber nie benutzt. Das soll sich jetzt ändern. 🙂 In der Gebrauchsanweisung ist die Rede von „auf Unterlage platzieren“, in den Bildern 2 und 3 der Gebrauchsanweisung kann man auch was erkennen. Wie handhabst du das? Ich hätte Angst das Teil auf einer Wiese zu betreiben.

    • Hey!
      Auch wenn ich das bei diesem Kocher noch nicht gemacht hab, es gibt hitzereflektierende Kocherunterlagen – vielleicht betreibst Du ihn einfach auf einer solchen, wenn Du Bedenken hast?

  2. Super Bericht!!! Ich besitze den Kocher ebenfalls und war bis vor kurzem sehr zufrieden damit! Seit einigen Tagen hat jedoch die kochleistung massiv nachgelassen! Ein tausch der Kartusche hat auch nix gebracht! Ist dir das auch schonmal so ergangen? Was könnte das Problem sein? Kannst du eventuell mal erläutern wie du den Kocher genau reinigst??

    vielen dank und schöne grüsse!

    Andi

    • Hey!

      Mit einem verschmutzten Gaskocher hatte ich noch nie irgendwelche Probleme. Oder besser: mir ist noch nie einer verschmutzt und ich musste auch noch nie einen reinigen. Die Kocherleistung ist bei meinem ETA auch noch nicht zurückgegangen… da würde ich mich, glaube ich, direkt an den Hersteller wenden und um ihre Meinung/Hilfe bitten.

      Ciao 😉

  3. Pingback: Suche ein MSR Skinny Too « Herrmann is

  4. Hi,

    ich habe auch den Eta Trail und will mir noch etwas Zubehör zulegen. Passt die Multidisk von Trangia auf den Topf? Und wie schauts mit der Pfanne vom kleinen Trangia Set aus? Die Eta-Pfanne passt ja nicht auf den Windschutz. Hab mir gedacht, vllt kann ich den Deckel durch die Trangiapfanne ersetzen.

    Wäre nett wenn du das vllt mal testen kannst, du hast ja Trangia und Eta Trail.

    Vielen Dank 😉

    • Hey,
      die Multidisk passt gut auf den Topf des Etas, lässt sich aber sehr schlecht beim Kochset verstauen, weil ihr Durchmesser einfach zu groß ist. Die kleine Pfanne besitze ich nicht (mehr), aber ohne Windschutz ist es ja kein Problem auch eine größere Pfanne zu betreiben.
      Ciao, Andreas

  5. Danke für den tollen Bericht, bzw. viel mehr auf das aufmerksam machen des tollen Globi Preises- ich habe mir den Kocher auch gleich bestellt.

Hinterlasse einen Kommentar