Rumänien 2007 – 10.

03.08.
Ein kleines Highlight auf einer solchen Tour ist für mich stets der Einkauf. Das klingt vielleicht etwas eigenartig, aber es macht mir wirklich großen Spaß während oder nach einem anstrengenden Tag oder an einem Ruhetag in einen Laden zu gehen und die Leckereien einzukaufen, nach denen mein Körper dürstet (und mein Geist auch). Im Grunde ist das aber auch ganz einfach zu verstehen: laut gesuender-abnehmen.com verbraucht ein 85Kg schwerer Mann während 6Std Radfahrens mal ganz locker mindestens 5000KCal Energie (folgendes angenommen: Rad fahren 21 – 24 km/h, Rennstil oder gemütlich, schnell, stärkere Belastung; da ich auf Tour idR. nicht so schnell unterwegs bin, dafür aber mit viel Gepäck, ist der Energieverbrauch sicherlich locker drin). Hinzu kommt natürlich noch der normale Energieverbrauch vor und nach dem Fahren und in der Nacht. Gerade wenn die Temperaturen höher sind und ich den ganzen Tag über fahre, kann ich abends nicht viel essen. Häufig esse ich auf Tour weniger, als im Alltag und so gönne ich mir unterwegs eben gern Leckereien wie Gummibärchen, Kekse udgl. und natürlich spendiere ich mir auch gern leckere Säfte oder einen guten Kakao.

Die Sonne schien heute in Strömen und so gönnte ich mir ein langes Frühstück und einen anschließenden Einkauf und Stadtbummel in Gheorgheni. Auf meine Frage an einen jungen Mann, ob es hier denn ein Internetcafe gebe, antwortete mir dieser, ob diese Stadt denn so aussähe, als würde es hier eines geben. Die Antwort war wohl nein, wenngleich im Zentrum durchaus ein paar wenige schöne, alte Häuser standen – und ganz nebenbei auch eine kleine Wehrkirche.
Den Großteil des Tages verbrachte ich denn aber liegend, dösend, essend und trinkend auf dem C’platz. Natürlich nutzte ich die Zeit und das Wetter, um meine Sachen mal wieder zu waschen. Wirklich sauber bekomme ich sie mit der Handwäsche zwar nicht, aber immerhin stinken sie mal etwas weniger.

Mein größtes Problem auf Tour hatte ich mit meinem Hintern und den Handgelenken, beides hat geschmerzt wie hulle, obwohl das Rad gut auf mich eingestellt war. Meine Hände griffen teure und achso ergonomisch Ergon Griffe, mein Hintern saß sich auf einem Red X Superlight platt und wund. Letzteren habe ich nach der Tour in die Tonne getreten… weil er die Tour, nebenbei bemerkt, auch nicht überlebt hat: das Sattelgestell hat sich verbogen, die rumänischen Straßen waren wohl zu viel für diesen brauchbaren und leichten, aber auf langen Touren nicht sehr tollen Sattel.
Zur Schmerzlinderung hatte ich mir eine Dose Nivea-Creme mitgenommen, was sich als Griff ins Klo erwies, denn sie trug kein Stück zur Linderung oder Vorsorge bei. Den diesbezüglichen Stein der Weisen sollte ich erst kurz vor Tourenende finden. Super…

Rumänien 2007 – 9.

Ausgeschlafen

Ausgeschlafen

02.08.
Das Erwachen war nur mäßig schön, weil stark geprägt von Feuchtigkeit und Kälte. Die Sonne hat sich mit ihren wärmenden Strahlen erst spät blicken lassen und bis dahin verharrte ich in Eiseskälte beim Frühstück, erkundete die nähere Umgebung und spielte mit meiner Digicam. Zudem hatte ich viel Zeit in mein Tagebuch zu schreiben. Da meine Finger aber vor Kälte recht steif waren, habe ich das bald wieder aufgegeben. Als ich nach über zwei Stunden Zähneklappern zum Aufbruch bereit war, bekam ich Besuch von einer Hörnerkuh, die mich interessiert anschaute, ansonsten aber anscheinend gar nichts zu tun hatte. Arroganterweise ignorierte sie meine Versuche, ein Gespräch über das Wetter zu führen, vollständig.
Übrigens: der Fluss dem ich folgte, wurde immer breiter und breitet und verwandelte sich langsam aber stetig in einen großen See, einen Stausee, dessen Staumauer ich alsbald überfuhr und in Bicaz nach Westen in Richtung Bicaz-Klamm abbog. Der Weg dorthin war zauberhaft schön. Zur Rechten lag ein viele hundert Meter langes Werk von Carpat Beton mit einer eigenen Eisenbahnverbindung zu einem nahegelegenen Berg, der nur noch zur Hälfte vorhanden war. Hinter diesem begann so langsam die Bicaz-Klamm: links ein straßenbegleitender, reißender Bach, rechts eine bachbegleitende, gut ausgebaute Straße. Danaben schroffe, mehr oder weniger senkrecht aufstrebende Felswände großer Höhe. Vornweg und hintendran: Touristen, inklusive der üblichen touristischen Verkaufsstände. Will man diese phänomenalen Anblicke in Ruhe genießen, so empfiehlt sich der Besuch der Klamm sicher in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden.
Nicht ganz so beeindruckend, aber dennoch sehr schön ist der Besuch (man kommt dort bei einer Weiterfahrt ohnehin vorbei) des Lacu Roşu (Roter See). Dort habe ich nicht verweilt, sondern, nach dem Schießen eines Fotos, Vollgas gegeben in Richtung… dem Vorderreifen nach. Es ging hoch, es ging runter und ich habe nach einer Pause gedürstet. Kurz vor Gheorgheni fand ich einen netten C’platz, auf dem ich zwei Nächte nächtigen sollte. Hier konnte ich duschen, immer wieder schön.
Das Wetter hat sich stark verbessert. Zwar werden noch nicht die Temperaturen der vergangenen Woche erreicht, dafür regnet es nicht mehr und die Sonne lässt sich vermehrt blicken.

Erleuchtung des Tages: Komme ich lebend daheim an, gründe ich die „Liga der außergewöhnlichen Hundehasser“. Nix gegen diese Viecher, eigentlich mag ich sie ja auch echt gern… aber diese verflixten Exemplare, die mich beim Radeln immer jagen… grrr! Über die rumänischen Hunde habe ich wenig gutes gelesen und so habe ich mir extra für die Tour Hundeleckerlies mitgenommen und griffbereit im Außenfach meiner Lenkertasche verstaut. Auf einem Parkplatz sah ich dann einen heruntergekommenen Hund und wollte ihm eine kleine Freude machen. Ich griff also zu besagter Tasche, holte die Packung Leckerlies raus… und der Hund rannte jaulend davon. Ein armes Viech.
Übrigens, schlechtes habe ich in erster Linie über die wilden Hunde gelesen. Nach meiner Tour kann ich dies absolut nicht bestätigen! Es sind die Hofhunde, die mir bei meiner Tour Schrecken verbreiteten, die wilden Hunde hingegen waren eher angenehm und sehr unaufdringlich. Apropo Hunde: Rumänien war das Land, dass mir den Verwesungsgeruch in die Nase trieb. Vorher hatte ich ihn nie bewusst wahrgenommen, aber gerade im Norden des Landes lagen sehr viele tote Tiere, in erster Linie Hunde, am Straßenrand. Meistens roch ich sie, bevor ich sie zu Gesicht bekam.

Rumänien 2007 – 8.

01.08.

Ich koche gerade.

Ich koche gerade.


Heute ist ein bedeutendes Ereignis eingetreten, die Roamingkosten mussten massiv gesenkt werden und liegen fortan bei unter 60 Cent, wenn man angerufen wird. Vorher waren es in Rumänien wesentlich mehr. Hätte ich jemand mit meinem dt. Handy anrufen wollen, so wäre ich in der Minute über 2,50€ losgeworden.
Die ganze Nacht hat es geregnet und auch am Morgen, als ich mir das Kloster anschauen mag, hört es nicht auf, wird aber schwächer. Das scheint durchaus Glück zu sein, es kommen nur wenige Leute auf die Idee zum Kloster zu pilgern und so habe ich Ruhe zum Bestaunen, Platz zum Fotografieren und bin nicht Menschenmassengenervt. Währenddessen steht mein Rad unangeschlossen und vollbepackt vor dem Kloster bei einem Andenkenverkäufer, der ein Auge drauf haben wollte und fast böse wurde, als ich es trotzdem anschließen wollte. Gut, habe ich ihm also vertraut und mein Rad bei der Rückkehr unangetastet wiedergefunden. Vor der endgültigen Weiterfahrt schaute ich noch in einem Laden vorbei und gönnte mir Getränke, dann ging es los. Die HüTTT liegt nur bei 20°C.
Irgendwie bin ich heute etwas kraftlos und so lege ich schon bald eine Mittagspause an einem schönen Bach hinter (südlich) von Stulpicani ein. Es gibt Nudeln mit irgendeiner Soße, das wird mir nie langweilig.

Die Straße steigt stetig bergan, ich komme durch Ostra und entdecke ein paar Kilometer weiter ein… ein… ja, ich hab überhaupt keine Ahnung was ich da entdecke. Eine alte Brücke? Viel eher sieht es wie eine Vorrichtung aus, auf der einmal etwas über die darunter liegende Straße geleitet wurde. Wenige Augenblicke später macht sich Endzeitstimmung in mir breit. Eine alte Fabrik (oder ein derlei Ding) taucht vor mir auf. Rechts der Straße sind Wasserläufe, in einem ist das Wasser pechschwarz. Alte Baugeräte stehen auf dem Gelände, die Fenster der maroden Fabrik sind zerschlagen. Ich fühle mich wie in Half-Life.
Nur wenige hundert Meter weiter steht ein idyllischer Bauernhof – das sind mal Gegensätze! Wiederum etwas weiter folgt die Krone sozialistischer Baukunst, ein künstlicher Wassersturz.
Von diesen Eindrücken benebelt, passiere ich bald einen weiteren Bauernhof, aus dem auch gleich zwei fies dreinblickende Hundeviecher rausgestürmt kommen und mich fressen wollen. Als sie mich gerochen haben, sind sie geflüchtet.
Nun hinderte mich nichts mehr an der Erstürmung des Bergpasses, dessen höchster Punkt immerhin auf rund 1170 Meter Höhe liegt. Einem 15Km langen Aufstieg folgt nun eine 11Km lange Abfahrt bis hinunter nach Broşteni, wo ich wieder auf meinen auch durch Vatra Dornei fließenden Fluss stoße. An einer Tanke gönne ich mir eine Pause, esse mehr oder weniger lecker und trinke ordentlich und folge nun dem Fluss lange Zeit richtung Süden. Wer meint, Flussradwege seien stets flach, wird (u.a.) hier eines besseren belehrt. Erst einmal sei gesagt, dass es dort natürlich überhaupt keinen Radweg gibt, nur eine ganz normale Straße, die sich neben dem Fluss am Berg entlang windet. Dort geht es hoch und runter, manchmal steiler, manchmal angenehmer. Die Straße gefällt mir, wenngleich ich nicht verhehlen will, dass mir eine Ebene durchaus mal wieder gelegen käme.


Irgendwann hat mich wohl das Verwöhnverlangen gepackt und so wollte ich diese Nacht auf einem richtigen C’platz nächtigen. Ich steuerte derer zwei an, allerdings gibt es eine ordentliche Diskrepanz zwischen den auf Karten eingezeichneten und den wirklich vorhandenen Plätzen. Keiner von beiden war auffindbar. Also fuhr ich weiter und weiter und weiter, es wurde dunkel und immer später und schließlich, um 22Uhr, folgte ich einer Seitenstraße und suchte mir dort ein Plätzchen zum Schlafen. Mittlerweile war es mir bei 12°C empfindlich kühl geworden. Die heutigen 110Km waren anstrengend und ich schlief praktisch sofort ein.

Rumänien 2007 – 7.

31.07.

Kloster Voroneţ

Kloster Voroneţ

Der nächste Tag führte mich nach Gura Humorului (ich kann das bis heute nur stockend aussprechen) in das nahegelegene Kloster Voroneţ (Mănăstirea Voroneţ ), welches ich nach nur 80Km erreichte. Dort gibt es einen ganze hübschen C’platz: einfach eine sehr große und ebene Wiese, die von einem Fluss und einem Berg begrenzt wird. Als ich dort war, war wohl gerade keine Saison mehr (oder noch nicht) und somit war ich dort beinah allein. Zu anderen Zeiten kann echt die ganze Wiese voll sein. Glück gehabt.
Das Wetter ist nun endgültig schlechter geworden. Die Temperaturen liegen bei nur noch rund 50% der Vortage (ca. 19-20 statt 35-44°C). Das hat immerhin ein gutes, nämlich meinen stark gesunkenen Wasserbedarf: 1,5 Liter haben mir unterwegs gelangt.
An diesem Tag habe ich für mich eine Zwischenbilanz zum Radfahren in Rumänien gezogen.

  • Straßen: Die Schlaglöcher und Bodenwellen sind auf Dauer eine kleine Folter. Es ist spannend zu sehen, wie viel schneller ich fahre, wenn der Straßenbelag gut wird.
  • Staub: Die Straßen sind häufig sehr staubig, das ist ganz krass an meiner schwarzen Softshell zu sehen, die nach einem Tag einfach nicht mehr schwarz ist. Zum Atmen ist das auch nicht immer der Brüller.
  • Hupen, Überholen & Stinken: Da reagiere ich in Ro wirklich allergisch drauf. Autofahrer Hupen wenn sie gerade direkt hinter einem sind, LKW-Fahrer auch. Mann, was habe ich mich häufig erschreckt. Die Überholmanöver sind denn aber der Hammer, gerade die der meisten einheimischen LKW-Fahrer. Sicherheitsabstand? Ich hatte überhaupt nicht den Eindruck, dass die Fahrer vor dem Überholen auch nur etwas nach links geschwenkt sind.
    Es sind übrigens noch sehr viele alte LKWs übrig, die stinken wie sonst was, gerade wenn sie bergauf fahren und das Gas ins Blech treten. In der Regel habe ich sie weit vorfahren lassen. Im Falle eines Holztransporters hatte ich dazu keine Lust, ich habe ihn überholt und abgehängt 😉
  • Müll: überall liegt Müll herum! Auf Müll, gerade mitten in der Natur, reagiere ich einfach empfindlich, ich finde das furchtbar. Aber was ich in Rumänien, gerade im Norden erlebt habe, hat alles bisher gesehene weit hinter sich gelassen. Plastikflaschen liegen zu hundert tausenden in der Landschaft herum. Ich übertreibe? Definitiv nicht.
  • Tote Tiere: Seit Rumänien kenne ich Verwesungsgeruch. Unfassbar wie viele tote Tiere hier am Straßenrand liegen, um deren Beseitigung sich auch niemand kümmert. In erster Linie sind dies Hunde.
  • Hunde: Apropo. Viel böses hab ich vor der Tour von den wilden Hunden gelesen. Für meinen Teil kann ich das nicht bestätigen. Meinen Blutdruck wurde hingegen von den zahlreichen und häufig sehr aggressiven Hofhunden hochgetrieben. Einmal auch von Hirtenhunden – das eine Mal dafür aber richtig.

Links

romanianmonasteries (lohnend, nicht nur wegen des Kloster, aber englischsprachig)

Rumänien 2007 – 6.

30.07.

Diesen Tag habe ich mein Rad stehen lassen und bin zu Fuß unterwegs gewesen. Vatra Dornei sollte erkundet und ein Kopfhörer gekauft werden. Beide Vorhaben wurden von Erfolg gekrönt und ich habe in diesem Ort wahrscheinlich 100% aller verfügbaren Kopfhörer aufgekauft. Genau einen. Dafür musste ich meinen Perso vorzeigen und meine Personendaten notieren lassen. Warum das üblich ist, habe ich allerdings nicht verstanden.
Vatra Dornei ist ein tendenziell sehr schöner Ort. Gesäumt von Bergen liegt er an der Mündung der Dorna in die Goldene Bistritz , beherbergt einen schönen Park und eine Reihe historischer Gebäude, an denen der Zahn der Zeit meist ordentlich nagt. Das dortige, einst sicher prächtige Kasino erscheint mittlerweile als eine Ruine.
Das Wetter ist nun nicht mehr ganz so schön. Heute hat es ein paar Mal getröpfelt, was allerdings eher angenehm war und den Staub aus der Luft wusch. Leider sollte das Wetter nun erst einmal schlechter werden und auch eine Weile so bleiben. Das brachte mich auch auf die Erkenntnis des Tages: „Zelte mit einer großen Apsis haben einen großen Vorteil – die große Apsis.“ Etwas nervig ist nämlich einfach die Tatsache, dass ich bei Regen nass werde. Hab ich Regensachen an, ziehe ich sie aus, bevor ich das Zelt „betrete“. Wo mache ich das am Besten? Nicht im Zelt, da ich es ansonsten unnötig nass machen würde. Es bleibt die Apsis als idealer Ort hierfür. Hat ein Zelt eine kleine Apsis wird das Ausziehen darin schwierig. Ganz einfach.

In der Nacht dann lieferten sich die Wolken eine Schlacht und schleuderten ihre Blitze gen Erde hernieder. Großartig, in einem Takt von nur wenigen Sekunden Blitzte und krachte es, wie ich es vielleicht nie zuvor erlebte. Sicherungen flogen raus – und ich musste raus, mitten im Regen. Mist.
Nach 20 Minuten war bereits alles vorbei, schade. Schade? Fortwährend sprangen Autoalarmanlagen an, das hat genervt.
Der Tag hatte aber auch noch etwas (für mich) interessantes zu bieten. Ich schlendere so über den Platz, sehe einen Papierschnippsel und denke mir… „Och, den könnte ich eigentlich in den Mülleimer dahinten werfen.“ Und was sehe ich da? Der –> Kassenbon stammt aus Deutschland, aus Wiesbaden und wurde am 18.04.07 ausgestellt. Hatte ich den etwa verloren? Immerhin komme ich aus Frankfurt… aber, der wurde ja an meinem Geburtstag ausgestellt – und da war ich garantiert nicht in Wiesbaden. In Wiesbaden bin ich sowieso höchst selten. Klein ist die Welt.
Naja, ich fand es echt lustig so etwas 2000Km fern meiner Heimat zu finden. Seitdem klebt der Bon in meinem Reisetagebuch.

Rumänien 2007 – 5.


29.07.

Wegtechnisch habe ich ziemlich tief ins Klo gegriffen, mein weg führt mich mit großer Beharrlichkeit über eine ordentlich befahrene und aus Betonplatten bestehende Hauptstraße (E 58). Die Überholmanöver sind häufig heikel und der Komfort ist dank mannigfaltiger Dehnungsfugen und enorm zahlreicher sonstiger Schlaglöcher mehr als bescheiden. Irgendwann fange ich an die Dehnungsfugen auf die Kilometer hochzurechnen…

Fuchs zum Frühstück

Fuchs zum Frühstück

Am Tagesbeginn hat es ab 11 Uhr ein klein wenig getröpfelt und über die Nacht hatte ich ordentlich Kondenswasser im Zelt, welches den Schlafsack befeuchtet hatte, der daraufhin erstmal gut trocknen musste. Zum Frühstücken hatte ich entsprechend einige Zeit. Ein Fuchs rennt den Weg lang, ich also mit meinem Foto hinterher und sehr ihn gerade noch wie er in das Feld neben mir rennt, ich esse also weiter. Ein wenig später taucht er hinter mir in einer hohen Wiese auf und ich sehe noch, wie er auf etwas drauf springt, nach ein paar Fotos aber wieder in dem Feld verschwindet. Ein wenig später drehe ich mich nach rechts und wen sehe ich da? Ein Fuchs sitzt am Feldrand und blickt mich an, kommt näher, ganz vorsichtig, ich bewege mich etwas, er weicht zurück, kommt wieder etwas näher und ist schließlich keine drei Meter mehr von mir entfernt. Dann mache ich eine unvorsichtige Bewegung und er rennt endgültig weg. Jammerschade, aber das Erlebnis fand ich unheimlich schön!

Ein wenig später habe ich die erste Begegnung mit einem Hirtenhund, dessen Schäfer aber glücklicherweise gleich hinter ihm war, inkl. seiner Herde, weiteren Schäfern und Hirtenhunden. Der erste Schäfer gesellt sich zu mir und wir versuchen etwas miteinander zu sprechen – hat geklappt, nur hat keiner den anderen verstanden. Dann hab ich ihm auf meiner Karte gezeigt wo ich herkomme, was ich vor habe, das hat er verstanden. Der schöne Hirtenhund hat sich in unsere Nähe gelegt und ist dort erst wieder aufgestanden, als die Herde schon wieder ein Stück weiter und auch der Hirte schon ein Stück entfernt war.
Die Fahrt ging also weiter durch Bistritz wo ich einen geöffneten und großen Supermarkt fand, in denen es normalerweise alles zu kaufen gibt. Auch Kopfhörer? Ich halte dort also an, packe mein ganzes Gepäck in einen Einkaufswagen, sichere meinen Herrmann und geh zum Geldautomaten. Scheiße, der gibt mir kein Geld, irgendwie mag der meine Karte nicht! Also weiter, ich erreiche Tiho Bârgăului, einen sehr schmalen, aber umso längeren Ort (~18Km). Am Ortsausgang will ich mir Wasser filtern, denn direkt vor mir liegt das Gebirge und neben mir ein schöner Bach. Also setze ich mich in den kühlen Schatten unter einer Brücke und filtere mir das Wasser in meine Tasse. Vorsichtig trinke ich einen Schluck und merke direkt beim Schlucken, dass mein Mund und die Speiseröhre tierisch zu brennen beginnen. Ich spucke aus und bin kurz davor mich zu übergeben. Was mache ich also? Verdünnen, Gott wie das brennt! Meine restlichen Wasservorräte trinke ich hinterher, spüle meinen Mund und meine Lippen. Meine Fresse! Und nun mache ich das dämlichste überhaupt: weil mir der Ort zu lang war und ich keine Lust hatte dort einen Laden zu suchen, fahre ich ohne Wasser den Berg hoch: 40°C, 10Km Berg, kein Wasser. Völlig verdorrt erreiche ich dann aber eine Pension und ich bin gerettet 🙂


Aufhalten sollte ich mich aber nicht, denn ich möchte heute noch Vatra Dornei erreichen. Um 21:30 erreiche ich auch den dortigen Campingplatz und freue mich über meine erste Dusche auf der Tour. Wer in der Nähe ist und Lust auf einen C’platz hat, der in Vatra Dornei ist wirklich zu empfehlen, einfach, aber einfach gut und günstig! Nachteil: die Stadt ist gut zu hören, der Platz an sich ist zwar leise, die Umgebungsgeräusche jedoch nicht. Die Leute dort sind sehr nett und sprechen u.a. deutsch.

Rumänien 2007 – 4.

28.7.

kurze Pause

Eine kurze Pause


Gerade muss ich wieder feststellen, dass meine .kmz manchmal nicht sonderlich genau ist und es bei Cernuc eine Diskrepanz zwischen der eingezeichneten Strecke und dieses notierten Ortsnamens gibt. Immerhin ist die nachvollzogene Strecke ja auch nur als ein Überblick zu verstehen, GPS-genau ist sie definitiv nicht. Dieses Jahr (2009) werde ich jedoch einen GPS-Logger mit auf Tour nehmen, dann wird die Strecke richtig gut nachvollziehbar sein.
So langsam wird die Strecke hier richtig schön, es geht an (praktisch oder komplett) ausgetrockneten Bächen entlang, die ersten höheren Hügel sind auch zu bewältigen und vor allem gibt es hier schöne Wälder und streckenweise fast keine Autos. Dafür habe ich eine 2,5 Liter fassende Bierflasche gesehen. Praktisch, diese Rumänen, unpraktisch (aber toll) das Wetter, denn 44°C lassen die Beine dann doch etwas schwer werden und so setze ich mich etwas abseits einer Ortschaft auf das kühle (naja), steinige Geländer einer kleinen Brücke und werde dort auch erstmal sitzen bleiben und für die nächste halbe Stunde keinen Drang verspüren wieder aufzustehen. Eine Mutter kommt mit ihrem Kind vorbei und bittet um Almosen. Ich esse gerade ein „Minutky“ und gebe dem Kind, welches sich sichtbar freut, auch eins. Es ist ja wirklich interessant (und hier will ich mich nicht ausschließen): Da kommen stinkreiche Westeuropäer als Gäste in ein Land, in dem viele Menschen in großer Armut leben, aber zu geizig, oder was auch immer sind, um manchen Menschen hier eine Freude zu machen. Ich meine, zu diesem Zeitpunkt befand ich mich gerade am Arsch der Welt, in einem wirklich kleinen Dorf. Von was leben die Leute dort? Und dann kommt jemand an und bittet um einen Almosen und die meisten Menschen drehen sich um und gehen weiter.

Gut, von den Problemen der Menschen mal abgesehen, hatte ich auch meine eigenen: Schmerzen. Und zwar ganz schön ordentliche, vor allem am Gesäß. 127Km waren es heute, 110 sollten es morgen werden. Mein nächstes Problem, ich hab mir meinen Kopfhörer zerstört. An einer kleinen Raststätte am Straßenrand hab ich mir eine Pepsi aus dem Kühlschrank genommen und bei der Gelegenheit mein Kopfhörerkabel in der Tür eingeklemmt. Fortan konnte ich nur noch einseitig hören und begab mich auf die Suche nach einem neuen. Morgen sollte ich immerhin durch Bistriţa (Jonathan Harker lässt grüßen) kommen, allerdings an einem Sonntag.
Oh, mein Schlafplatz war für diese Nacht ein ganz netter inmitten von Wiesen und Feldern.